Amazon ist der größte Online-Marktplatz in Deutschland und Europa mit einer riesigen Kundenbasis. Über 200.000 Unternehmer weltweit erzielten 2019 einen Umsatz von mehr als 100.000 US-Dollar auf Amazon. Für angehende Selbstständige bietet der Amazon Marktplatz somit hervorragende Möglichkeiten, um ein eigenes Online-Business aufzubauen.
Mit Amazon FBA (Fulfillment by Amazon) wird das Verkaufen auf Amazon besonders einfach. Sie lagern Ihre Waren bei Amazon ein und Amazon übernimmt Lagerung, Versand, Retouren und Kundenservice. So können Sie sich voll auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren. Der Einstieg in die Selbstständigkeit mit einem Amazon FBA Business ist auch mit geringem Startkapital möglich.
Um als Verkäufer auf Amazon durchzustarten, sind folgende Schritte wichtig: Erstellen Sie einen Businessplan, melden Sie ein Gewerbe an, recherchieren Sie profitable Produkte und registrieren Sie sich als Verkäufer bei Amazon. Wählen Sie den für Sie passenden Verkaufstarif – entweder „Einzelanbieter“ mit Gebühren pro Verkauf oder „Professionell“ mit einer monatlichen Pauschale. So können Sie Ihr Amazon FBA Business flexibel neben- oder hauptberuflich betreiben und von den Vorteilen des größten Online-Marktplatzes profitieren.
Im Einkauf liegt der Gewinn – so kann man günstig Ware bekommen
Die Beschaffung der richtigen Produkte zu günstigen Preisen ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Amazon-Händler. Viele beziehen ihre Waren aus Fernost, insbesondere über Marktplätze wie Alibaba, um sie dann in Deutschland und Europa gewinnbringend weiterzuverkaufen. Der Aufbau eines Netzwerks aus zuverlässigen Großhändlern, die einen kontinuierlich mit hochwertigen Produkten beliefern, ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Beim Einkauf direkt vom Hersteller sind oft große Abnahmemengen erforderlich, was gerade für kleinere Unternehmen eine Herausforderung darstellen kann. Eine Alternative bietet das Dropshipping, bei dem Großhändler und zunehmend auch Hersteller zwei verschiedene Modelle anbieten: das Großhandelslager und das Konsignationslager. Um wettbewerbsfähige Preise zu erzielen und die Verfügbarkeit der meistverkauften Produkte sicherzustellen, empfiehlt es sich, mit mehreren Dropshipping-Anbietern zusammenzuarbeiten.
Beim Import von Waren aus Nicht-EU-Ländern ist es wichtig, die Zertifikate und Patente der Produkte genau zu prüfen, um rechtliche Probleme zu vermeiden. Zudem muss beim Zoll eine EORI-Nummer beantragt werden. Laut einer aktuellen Studie der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) stieg der Anteil der weltweiten Online-Umsätze am Gesamtumsatz aller Einzelhändler im Jahr 2021 um 19 Prozent. In Deutschland beträgt der Marktanteil im Online-Handel über 80 Milliarden Euro, was mehr als 10% des gesamten Einzelhandelsumsatzes entspricht.
Die Zusammenarbeit mit mehreren Lieferanten kann zwar zu einer größeren Auswahl und Vielfalt an Produkten für Kund:innen führen, jedoch auch einen höheren Verwaltungsaufwand und mögliche Komplikationen in der Lieferkette mit sich bringen. Professionalität, gute Kommunikation, Pünktlichkeit bei Lieferzeiten und Flexibilität bei der Anpassung sind hier von entscheidender Bedeutung.
Durch die geschickte Kombination verschiedener Beschaffungsstrategien, wie dem direkten Import aus Fernost, der Nutzung von Großhändlern und dem Einsatz von Dropshipping, können Amazon-Händler ihre Einkaufspreise optimieren und ihre Gewinnmargen steigern. Ein diversifiziertes Lieferantennetzwerk trägt zudem dazu bei, das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren und die Kundenzufriedenheit durch eine breite Produktpalette zu erhöhen.
Eigene Produkte, um dem Preisdruck zu entkommen
Der harte Wettbewerb auf Amazon stellt für viele Händler eine große Herausforderung dar. Mit 27 Milliarden Euro Umsatz auf Online-Marktplätzen im vergangenen Jahr ist die Konkurrenz groß und der Preiskampf oft erbittert. Um sich von der Masse abzuheben und dem Preisdruck zu entgehen, setzen immer mehr Händler auf Eigenmarken, sogenannte Private Labels.
Private Label Produkte bieten den entscheidenden Vorteil, dass sie einzigartig sind und von keinem anderen Händler auf Amazon angeboten werden. Dadurch erhält der Verkäufer automatisch die begehrte „Buy Box“ für sein Produkt und kann dem Preisvergleich mit Mitbewerbern aus dem Weg gehen. Ein klares unique selling point, das die eigene Marke von der Konkurrenz abhebt, ist dabei von großer Bedeutung.
Doch auch bei Private Label Produkten gilt es, die Spielregeln im „Seller Central“ zu beachten. Eine sorgfältige Recherche und Planung sind unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein. Namhafte Hersteller wie Adidas, Mammut, Deuter und Lowa haben bereits reagiert und ziehen sich zunehmend von reinen Online-Marktplätzen zurück, um dem Preisdruck zu entkommen und die Beratungsqualität im stationären Handel zu stärken.
„Wir wollen nicht mehr auf Online-Marktplätzen wie Amazon vertreten sein, um dem Preisdruck zu entkommen.“ – Sprecher von Adidas und Mammut
Insgesamt bleibt Amazon aber weiterhin ein bedeutender Absatzkanal für den Onlinehandel. Laut einer Umfrage sehen 43 % der Onlinehändler Marktplätze als wichtigen Vertriebsweg, während 48 % sie als ergänzenden Kanal zum eigenen Shop betrachten. Nur 4 % glauben, dass die Relevanz von Marktplätzen künftig abnehmen wird. Mit durchdachten Private Label Produkten und einer klaren Strategie können Händler auch in Zukunft auf Amazon erfolgreich sein.
Amazon FBA – das Fullfillment von Amazon nutzen
Amazon FBA (Fulfillment by Amazon) bietet Unternehmern die Möglichkeit, die Infrastruktur des Amazon-Marktplatzes für die Auftragsabwicklung zu nutzen. Beim Versand durch Amazon übernimmt der E-Commerce-Riese die komplette Logistik, Auftragsbearbeitung und den Kundenservice für Verkäufer, die FBA in Anspruch nehmen. Startups, die Amazon FBA nutzen, können Millionen von Kunden auf dem Amazon-Marktplatz in Deutschland und Europa erreichen.
Durch die Nutzung von Amazon FBA können Verkäufer das Amazon Prime-Logo anzeigen lassen, was den Absatz steigert. Prime-Kunden profitieren von kostenloser und schneller Lieferung, die äußerst beliebt ist. Dadurch lässt sich der Umsatz um bis zu 35% steigern. Zudem erhalten Verkaufspartner, die die Markenregistrierung abschließen, durchschnittlich 10% Rabatt auf Verkäufe von Marken-ASINs.
Amazon verfügt weltweit über 175 Logistikzentren, die Produkte mit Versand durch Amazon lagern und versenden können. FBA-Nutzer genießen kostenlose monatliche Lagerung für 120 Tage und kostenlose Entfernung für 180 Tage für 100 Einheiten in Standardgröße. Für Bekleidung, Schuhe und Taschen ist sogar die Retourenabwicklung kostenfrei. Durch die flexible Lagerung lassen sich in Ländern, in denen die Produkte gelagert werden, bis zu 53% der Versandkosten einsparen.
Vor- und Nachteile des Amazon Fullfillments
Die Nutzung von Amazon FBA hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Vorteilen zählen:
- Zeitersparnis und Arbeitsentlastung durch Auslagerung von Verpackung, Versand, Retouren und Kundenservice
- Erreichen von Millionen Prime-Kunden durch schnellere Lieferzeiten und Prime-Logo
- Kostenlose Lagerung und Retourenabwicklung für bestimmte Zeiträume und Produktkategorien
- Bis zu 53% Versandkostenersparnis durch flexibles europaweites Lagernetzwerk
Allerdings gibt es auch einige Nachteile zu beachten:
- Gebühren für die Nutzung von FBA, die die Marge schmälern können
- Geringere Kontrolle und Flexibilität im Vergleich zum Eigenversand
- Keine direkte Kundenbindung, da Vertrauen eher Amazon als dem Drittanbieter gilt
- Für manche Produkte wie Gefahrgüter oder Saisonware mit erhöhten Lagergebühren kann der Eigenversand sinnvoller sein
Ob die Vorteile von Amazon FBA die Nachteile überwiegen, hängt vom individuellen Geschäftsmodell und der Produktpalette ab. In jedem Fall bietet das Programm aber eine attraktive Option, um von Amazons enormer Reichweite und Logistikexpertise zu profitieren und das eigene Wachstum zu beschleunigen.
Lagerbestand und Versandstrategien
Ein effektives Bestandsmanagement ist für Amazon-Händler von entscheidender Bedeutung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die begehrte Buy Box-Position zu sichern. Wenn Produkte nicht vorrätig sind, kann dies zu Verkaufseinbußen und einer schlechteren Platzierung im Amazon-Ranking führen. Um dies zu vermeiden, sollten FBA-Händler in der Anfangsphase etwa die doppelte Menge des erwarteten monatlichen Absatzes auf Lager haben. Dies erfordert zwar eine Vorfinanzierung der Waren, gewährleistet aber auch, dass Kunden pünktlich beliefert werden können und das Lieferversprechen eingehalten wird.
Die Höhe der Reserven hängt von der Verkaufshäufigkeit des Produkts ab. Bei schnelldrehenden Artikeln müssen entsprechend größere Mengen eingelagert werden, um Lieferengpässe zu vermeiden. Gleichzeitig gilt es, die Lagerkosten im Blick zu behalten, da bei Amazon für längere Lagerzeiten zusätzliche Gebühren anfallen können. Ein ausgewogenes Bestandsmanagement ist daher unerlässlich, um einerseits die Kundenzufriedenheit durch pünktliche Lieferungen zu gewährleisten und andererseits die Kosten im Rahmen zu halten.
Neben der Bestandsplanung spielt auch die Wahl der richtigen Versandstrategie eine wichtige Rolle. Amazon bietet verschiedene Fulfillment-Optionen wie FBA, Seller Fulfilled Prime (SFP), Multi-Channel Fulfillment (MCF) und das Merchant Fulfilled Network (MFN). Während bei FBA die gesamte Logistik von Amazon übernommen wird und Produkte automatisch für Prime qualifiziert sind, versenden Händler bei SFP und MFN die Waren selbst. Die Kosten variieren je nach gewählter Option und müssen individuell kalkuliert werden. Durch eine hohe Performance und zuverlässige Lieferungen können Händler auch für Programme wie SFP zugelassen werden, was ihre Wettbewerbsfähigkeit auf der Plattform weiter steigert.
Ein Beispielunternehmen konnte durch die Umstellung auf FBA den begehrten Prime-Status erlangen und verzeichnete daraufhin einen durchschnittlichen Umsatzanstieg von 37 Prozent.
Die Entscheidung für die passende Versandstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Produkte, das verfügbare Budget und die Zielgruppe. Durch eine sorgfältige Analyse und Optimierung von Bestandsmanagement und Fulfillment lässt sich der Erfolg auf Amazon maßgeblich beeinflussen und das volle Potenzial des Marktplatzes ausschöpfen.
Supply Chain Management – Lieferketten optimieren
Für den Erfolg eines Amazon FBA-Geschäfts ist es entscheidend, ein funktionierendes SCM (Supply Chain Management) aufzubauen. Dabei geht es darum, die Lieferkette von der Beschaffung der Produkte bis zur Auslieferung an den Kunden zu optimieren. Ziel ist es, Kosten zu senken, die Qualität zu verbessern, auf Nachhaltigkeit zu achten und die Lieferzeiten zu verkürzen. Da die wenigsten Menschen sich mit den tücken eines optimierten SCM auskennen, gibt es Agenturen und Consulting Unternehmen, die eine spezielle Supply Chain Management Beratung anbieten.
Der erste Schritt besteht darin, zuverlässige Lieferanten zu finden und Vereinbarungen zu Preisen, Qualität und Lieferkonditionen zu treffen. Dabei sollten auch mögliche Risiken wie Lieferengpässe oder Qualitätsmängel berücksichtigt werden. Eine gute Beziehung zu den Lieferanten ist wichtig, um flexibel auf Änderungen reagieren zu können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Optimierung von Verpackung und Transport. Hier gilt es, die richtigen Verpackungsmaterialien zu wählen, um die Produkte vor Beschädigungen zu schützen und gleichzeitig die Versandkosten zu minimieren. Auch die Wahl des richtigen Transportmittels und die Bündelung von Sendungen können dazu beitragen, Kosten zu sparen.
Kostenoptimierung in der Lieferkette
Ein oft unterschätzter Kostenfaktor sind Zoll und Einfuhrbestimmungen. Hier ist es wichtig, sich frühzeitig über die geltenden Regelungen zu informieren und die entsprechenden Dokumente vorzubereiten. Auch die Wahl des richtigen Zolltarifs und die korrekte Deklarierung der Waren können helfen, unnötige Kosten zu vermeiden.
Schließlich gilt es, die Importkosten insgesamt im Blick zu behalten. Dazu gehören neben den reinen Produktkosten auch Transport, Verpackung, Zoll und Steuern. Eine sorgfältige Kalkulation ist wichtig, um die Rentabilität des Geschäfts sicherzustellen.
Je besser die einzelnen Schritte der Lieferkette aufeinander abgestimmt sind, desto effizienter und profitabler kann das Amazon FBA Business betrieben werden.
Durch den Einsatz von unterstützenden Supply-Chain-Technologien und die Analyse von Verbraucherdaten lässt sich die Lieferkette weiter optimieren. So können Unternehmen schneller auf Kundenbedürfnisse reagieren und ihre Wettbewerbsposition stärken.
Fazit
Ein Amazon FBA Business eröffnet insbesondere Neueinsteigern attraktive Möglichkeiten, um ein skalierbares Online-Unternehmen aufzubauen. Da Amazon die Lagerung, den Versand und den Kundenservice übernimmt, hält sich der Eigenaufwand in Grenzen. Dennoch gilt es, sich der Herausforderungen bewusst zu sein: starker Wettbewerbsdruck, Gebühren von 8-15% pro Verkauf, geringe Kundenloyalität und die Abhängigkeit von Amazon sind nicht zu unterschätzen.
Um mit einem Amazon FBA Business erfolgreich zu sein, sind eine gründliche Vorbereitung, Markt- und Produktkenntnisse, Verhandlungsgeschick mit Lieferanten sowie die Einhaltung der zahlreichen Amazon-Richtlinien unerlässlich. Zu den Voraussetzungen zählen unter anderem eine gültige Kreditkarte, ein Ausweis, eine Telefonnummer, ein Bankkonto und vollständige Kontaktdaten. Unternehmen müssen sich zudem beim Gewerbeamt anmelden, eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer beantragen und gesetzliche Anforderungen wie AGB, Impressum und Datenschutzerklärung gemäß DSGVO erfüllen.
Wer diese Voraussetzungen erfüllt und bereit ist, sich den Herausforderungen zu stellen, für den kann das Amazon FBA Modell eine spannende und lukrative Geschäftsmöglichkeit darstellen. Mit über 100 Millionen zahlenden Prime-Mitgliedern und einem Anteil von fast 50% an allen Online-Produktsuchen in Europa und Nordamerika bietet Amazon eine enorme Reichweite. Produkte werden oft schneller verkauft als auf anderen Plattformen. Selbst mit günstigen Artikeln lassen sich bei entsprechendem Volumen beachtliche Umsätze erzielen – eine verlockende Chance für engagierte Verkäufer, die das Potenzial von Amazon FBA zu nutzen wissen.