MPU wegen Alkohol nach wie vor Hauptursache

Eine medizinisch-psychologische Untersuchung ist nötig, wenn Personen die ihre oder die Sicherheit anderer im Straßenverkehr gefährden. Alkoholdelikte und Alkoholauffälligkeiten stellen dabei die Hauptursache für eine Anordnung der MPU dar. Dies geht aus einer bundesweiten Statistik der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hervor.

Wer sich einer MPU wegen Alkohol unterziehen muss

Für die Anordnung einer MPU ist es entscheidend, in welchem Zustand sich eine angetrunkene Person im Straßenverkehr befindet. Häufig werden Betroffene zufällig bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle entdeckt. Ebenso kann ein auffälliges Fahrverhalten zu einer Kontrolle mit Führerscheinentzug und angeordneter MPU führen. Definitiv müssen alkoholisierte Fahrer und Fahrerinnen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn es aufgrund des Alkoholkonsums zu einem Unfall mit Sachschaden und/oder dritten geschädigten Personen kommt.

Wann eine MPU wegen Alkohol nötig ist

Eine Trunkenheitsfahrt ab festgestellten 1,6 Promille Blutalkoholkonzentration führt zum Einzug des Führerscheins und Anordnung der MPU. Eine Alkoholgefährdung muss bei solchen Messungen nicht vorliegen, wird aber angesichts der hohen Konzentration vermutet. Die MPU-Anordnung gilt auch bei wiederholten Alkoholauffälligkeiten mit geringeren Promille-Zahlen oder der Vermutung eines tiefergreifenden Alkoholproblems.

Was bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung begutachtet wird

Bei der MPU wegen Alkohol wird nicht nur das Verkehrsdelikt selbst, sondern auch die Ursache des Alkoholkonsums beleuchtet. Oft entwickelt sich eine Alkoholabhängigkeit schleichend über viele Jahre bis Jahrzehnte und fällt den Betroffenen selbst als Abhängigkeit gar nicht auf. Es gilt zu klären, ab wann und wie viel Alkohol konsumiert wurde, wie oft ein Maximum des Alkoholkonsums vorlag und welche Gründe zu den einzelnen Episoden geführt haben. Ziel der Begutachtung ist eine abschließende Einschätzung, inwieweit künftig die Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeuges sicher vorliegen wird. Hierfür spielen die ehrliche Selbsteinschätzung der Person und deren Vorsorgebereitschaft gegen bevorstehende Rückfälle eine wichtige Rolle.

Vorbereitung auf die MPU

Therapeutische Begleitung ist im Falle von Alkoholdelikten im Straßenverkehr zwingend nötig. Sie wird zur Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Untersuchung sogar angeordnet. Zusätzlich müssen Anwärter auf die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis ab dem Delikt bis zum gerichtlich bestimmten Wiedererteilungstermin ihre Abstinenz nachweisen. Dafür bieten verschiedene Prüfstellen Tests mit Urinabgabe oder Haarprobe an. In Einzelfällen, wenn beispielsweise außerdem Drogen nachgewiesen wurden, können beide Nachweise verlangt werden. Die Kosten für Haar- und Urinanalysen müssen Betroffene selbst übernommen.

Für bessere Erfolgschancen auf ein positives MPU Gutachten ist eine intensive Vorbereitung ausschlaggebend. Diese funktioniert am besten, wenn sich die Teilnehmenden unter fachkundiger Anleitung mit ihrem Fehlverhalten im Straßenverkehr ernsthaft auseinandersetzten. Hierbei bieten professionelle MPU Beratungsstellen vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten an, damit Betroffene die MPU Prüfung beim ersten Anlauf bestehen.

Wahrscheinlichkeit für einen positiven Befund der MPU

Statistisch wurden im Jahr 2020 über 80.000 medizinisch-psychologische Untersuchungen durchgeführt. Alkoholauffälligkeiten mit 39 Prozent den häufigsten Grund für eine Teilnahme dar. Dahinter folgen Drogen und Medikamente mit 33 Prozent. Verkehrsauffälligkeiten ohne Betäubungsmitteleinfluss stehen mit 17 Prozent am Ende der Liste für die Anordnung einer MPU.

Bei den Resultaten der MPU gab es gegenüber den Vorjahren nur leichte Abweichungen. Mehr als die Hälfte der auffälligen Verkehrsteilnehmer – 56 Prozent – galten nach Einschätzung der MPU als wieder zum Führen eines Fahrzeugs geeignet. In einigen dieser Fälle wurden allerdings zusätzliche Maßnahmen wie die Wiederholung der Führerscheinprüfung angeordnet. Etwa 39 Prozent der erfassten Personen sind auch nach Ablauf einer Sperrfrist, therapeutischer Begleitung und MPU nicht als geeignet eingeschätzt worden.

Was passiert nach einer erfolgreich absolvierten MPU?

Nach erfolgreicher MPU darf die zuständige Behörde den Führerschein wieder aushändigen. In Einzelfällen wird eine Probezeit wie nach einer frisch abgelegten Führerscheinprüfung angeordnet. Sinnvoll kann dies nach wiederholtem Entzug der Fahrerlaubnis wegen Alkohol am Steuer sein. Ein Nebeneffekt dieses langwierigen Prozesses ist die Chance für Betroffene, ein bestehendes Alkoholproblem zu überwinden oder nach einmaliger Auffälligkeit Alkoholexzesse nicht zu wiederholen. Ein Eintrag des Alkoholdelikts im Führungszeugnis erfolgt nicht. Allerdings steht es als Vermerk im Bundeszentralregister.

Fazit

Alkohol am Steuer stellt mit einem Anteil von 40 Prozent auch in der aktuellen MPU-Statistik weiterhin die Hauptursache für die Anordnung einer MPU dar. Hierbei wird das Konsumverhalten bei Alkohol detailliert aufgearbeitet und erst nach dem Abstinenznachweis der Führerschein wieder erteilt. Die Wiedererteilung ist an viele Bedingungen geknüpft, die 2020 nur von 56 Prozent der statistisch erfassten Personen erfüllt werden konnte. Umso entscheidender, dass sich Betroffene rechtzeitig mit qualifiziertem Personal auf die MPU vorbereiten und den MPU-Gutachter mit einer stabilen und nachhaltigen Verhaltensänderung überzeugen.