Selbstständigkeit – Das sind die Chancen und Risiken

Sich selbstständig machen und damit sein eigener Chef sein – davon träumen viele Menschen. Endlich selbst Entscheidungen treffen und den Arbeitsalltag flexibel gestalten zu können, sind große Anreize. Doch genauso wie es positive Seiten zu nennen gibt, kommen mit der eigenverantwortlichen Arbeit auch Risiken dazu, die es zu meistern gilt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selbstständig sein = mehr berufliche Freiheiten.
  • Der Arbeitsalltag nach eigenen Vorstellungen.
  • Gewinn teilweise steuerbar.
  • Absicherung für Arbeitslosigkeit nötig.
  • Krisen gehören dazu.

Endlich frei arbeiten

Oft machen sich Menschen nicht in ihrem eigentlich erlernten Beruf selbstständig, sondern sie machen ihr Hobby zum Beruf. Selbstständig sein kann auch klein anfangen, zum Beispiel mit Gelegenheitsjobs neben dem Hauptberuf. Manche gehen direkt aufs Ganze und machen sich voll selbstständig. Ihre Hauptarbeit ist dann das selbst gegründete Unternehmen.
Die volle Selbstständigkeit bietet gleichzeitig die volle Unabhängigkeit von jeglichen Vorgesetzten. Lediglich an die gesetzlichen Vorschriften muss sich der Unternehmer dann noch halten. Das betrifft sowohl die Buchhaltung, wie auch die Ausführung der Arbeit.
Ansonsten ist der Unternehmer recht frei in seiner Arbeitsgestaltung – angefangen von den Arbeitszeiten, der Auslastung, der Preis- beziehungsweise Angebotsgestaltung und dem Urlaub.

Mehr Geld verdienen als Selbstständiger

Der Hauptgrund, den die meisten für ihre Selbstständigkeit angeben, ist die größere Freiheit bei der Arbeitsgestaltung. Kein Chef steht dahinter und kontrolliert die Qualität der Arbeit oder übt Druck mit Terminen aus. Niemand schreibt Arbeitszeiten vor. Und sicherlich klingt es auch verlockend, den Verdienst selbst in der Hand zu haben.
Selbstständige ohne Angestellte müssen sich keinen Lohnzettel ausstellen. Das Ergebnis am Ende des Monats ist der Gewinn vor Steuern – eine Lohnabrechnung erstellen lassen, ist daher für Selbstständige nicht nötig. Was nach der Steuer und der Sozialversicherung übrig bleibt, ist der Reingewinn. Aber auch hier ist es, wie so oft im Leben: Während der eine mit dickem Auto und Luxusuhr durchs Leben geht, haben andere Selbstständige so wenig Einkommen, dass sie nicht mal für die Rente zurücklegen können. Eine Selbstständigkeit aus rein finanziellen Gründen sollte also gut durchdacht sein.

Übrigens: Für Angestellte müssen Lohnabrechnungen erstellt werden, außerdem muss der Unternehmer die Mitarbeiter bei verschiedenen Behörden anmelden und Sozialversicherungsbeiträge abführen. Das gilt auch für Minijobber.

Geht es ganz alleine?

Selbstständigkeit bedeutet zwar, den Großteil der Arbeit alleine stemmen zu müssen. Trotzdem gibt es Angelegenheiten, die Unternehmer besser in andere Hände geben sollten oder zum Teil auch müssen. Zur Unterstützung im Hintergrund sind daher ein Steuerberater und ein Anwalt für eventuelle Rückfragen wichtig.

Selbstständigkeit ist nicht für jeden

Theoretisch kann sich jeder selbstständig machen. Wo alles in rechtlich korrekten Bahnen verläuft und sich ein Käufer für das Angebot findet, ist Potenzial dafür da.
Allerdings erfordert das Führen eines eigenen Unternehmens eine gewisse Konsequenz und Organisation. Wer sich selbst schlecht organisieren und motivieren kann, wird wahrscheinlich Probleme bekommen. Ein chaotisch geführtes Unternehmen ohne sinnvolle Struktur arbeitet nicht so effizient, wie wenn jeden Tag ein Plan abgearbeitet wird. Wird immer wieder alles aufgeschoben oder geändert, häufen sich womöglich bald die Termine, was den Stress wiederum deutlich erhöht.
Die Arbeit ruft außerdem auch, wenn ein Selbstständiger krank ist. Ein Krankenschein bringt hier oft wenig – schließlich ist man sein eigener Chef.

Krisenzeiten gut überstehen

Jedes Unternehmen muss Höhen und Tiefen meistern. Selbst wenn es eine ganze Zeit lang sehr gut läuft, heißt das keinesfalls, dass es auch so bleiben muss. Natürlich sollten Selbstständige nie den Teufel an die Wand malen. Trotzdem ist es unverzichtbar, sich auf eventuelle Krisenzeiten vorzubereiten.
Fällt der Einzelunternehmer beispielsweise längere Zeit wegen Krankheit aus, bedeutet das einen direkten finanziellen Verlust, wenn die Arbeit nicht von Angestellten übernommen werden kann. Im schlimmsten Fall sind die Einnahmen gleich null – und das vielleicht über ein paar Tage oder sogar Wochen.
Genauso kann die Auftragslage stark variieren. Selbst ein Höhenflug kann mitunter sehr plötzlich enden, wenn von heute auf morgen die Aufträge ausbleiben.
Umsatzschwache Monate, sei es durch eine schwierige Auftragslage, Krankheit, aber auch Urlaub, müssen schon im Vorfeld mit einbezogen werden. Es ist also unverzichtbar, jeden Monat konsequent Rücklagen zu bilden, um genau solche flauen Monate gut zu überstehen. Zusätzlich ist es ratsam, sich freiwillig in der Arbeitslosenversicherung zu versichern sowie in die Altersvorsorge zu investieren.

Rundumblick behalten und fortbilden

Neben all den Vorteilen und Risiken, die permanent mitschwingen, gilt es, nicht den Überblick zu verlieren. Nicht nur für die eigene Arbeit, sondern genauso für den Markt. Selbstständige kümmern sich eigenverantwortlich um die Neukundengewinnung, müssen Werbung organisieren (Lesetipp: Erklärvideos) und aktuelle Trends erkennen und umsetzen. Nur so ist es möglich, ein erfolgreiches, berufliches Standbein in der Selbstständigkeit aufzubauen.
Daneben sollte auch die berufliche Fortbildung nicht zu spät kommen. Selbstständige sollten sich regelmäßig nach Seminaren, Vorträgen und Fachlektüre informieren, um neue Lösungswege, Trends, aber auch geänderte Vorschriften direkt umsetzen zu können. Das alles geschieht natürlich ebenso eigenverantwortlich, meistens in der Freizeit. Diese Zeit muss man bereits ein zu investieren, um sich neben all der Konkurrenz durchsetzen und etablieren zu können.

Fazit

Eine Selbstständigkeit ist für viele sehr verlockend. Dennoch sollte man stets auch die Risiken in die Überlegung mit einbeziehen. Denn so rosig, wie manche sich das vorstellen, ist ein eigenes Unternehmen nicht immer. Mit der Freiheit in der Arbeit wächst zugleich die Verantwortung.